Im „Schaufensterprogramm Sichere Digitale Identitäten“ werden bis 2024 verschiedene Lösungen entwickelt, mit denen digitale Identitäten in Deutschland verwendet werden können. Eine wichtige Frage für den Erfolg digitaler Identitäten ist die Akzeptanz dieser neuen Technologien in der Bevölkerung.
Um einen Eindruck vom derzeitigen Wissensstand und Meinungsbild zu erhalten, hat die „Begleitforschung Sichere Digitale Identitäten“ zwischen dem 20.-27. Mai 2021 eine repräsentative Umfrage zu dieser Frage vom Meinungsforschungsinstitut CIVEY durchführen lassen.

Der Großteil besitzt digitale Identitäten
Mehr als 80 % der Bevölkerung besitzen digitale Identitäten, mit denen sie sich im Internet registriert haben, z. B. in Form von Benutzerkonten. Jede:r Vierte hat sogar mehr als 20 und bis zu 100 digitale Identitäten. Diese werden bislang zum Beispiel online auf dem Server des jeweiligen Dienstleisters gespeichert. 10 % der Befragten wissen nicht, ob sie überhaupt über digitale Identitäten verfügen. (Abb.1)

Tools zur Identitätsverwaltung wenig genutzt
Trotz der Vielzahl genutzter Identitäten sind Hilfsmittel zu ihrer Verwaltung noch wenig verbreitet: 60 % der Befragten nutzen kein Hilfsmittel wie einen Passwort-Manager verweden, um ihre digitalen Identitäten sicher und effizient zu verwalten.
Nur 20 % verwenden einen Passwortmanager, ebenso viele die Speicherfunktion für Passwörter in ihren Browsern. Ein Single-Sign-On über die Login- Funktionen von Facebook oder Google verwenden nur 10 % der Befragten. Das Schlusslicht bilden spezielle Identitätsanbieter wie Verimi oder Yes – nicht einmal 1 % der Befragten gaben an, auf diese Lösungen zurückzugreifen, wenn es um die Verwaltung ihrer Identiäten geht. (Abb. 2)

Zustimmung zur Datensouveranität
Auf die Frage, wer digitale Identitätsdaten verwalten sollte, antwortete fast die Hälfte der Befragten, dass sie sich die dezentale Verwaltung digitaler Identitäten auf dem Smartphone vorstellen können. Dazu passt, dass 20 % ihre persönlichen Daten weder dem Staat, noch Identitätsanbietern, noch Plattformen wie Apple oder Facebook anvertrauen wollen. (Abb. 3)

Wallets für Ausweise unpopulär
Trotz der breiten Bevorzugung dezentraler Lösungen unterstützen nur 38% der Befragten der Idee, Ausweise und Karten in einer „elektronischen Brieftasche“ auf dem Smartphone zu speichern. Für knapp 55 % der Bürger:innen liegen die Vorteile solcher Wallets für Dokumente – also einer App, in der Nutzer:innen ihre Nachweise sammeln und verwalten können – noch nicht auf der Hand. (Abb.4)

Die grundsätzliche Befürwortung dezentraler sicherer digitaler Identitäten – und einige Fragezeichen
Zusammenfassend kann man sagen, dass die meisten Menschen viele verschiedene digitale Identitäten haben, aber in der Regel noch kein Hilfsmittel zu ihrer Verwaltung einsetzen. Dezentrale Ansätze der Identitätsverwaltung werden bevorzugt, die digitale Wallet als ein Instrument auch zur Speicherung von Berechtigungsnachweisen wie Ausweisen findet allerdings noch keine mehrheitliche Unterstützung.
Daraus ergeben sich weitere Folgefragen: Warum verwenden die meisten Befragten keine Hilfsmittel zur sicheren Verwaltung, auch wenn sie viele Identitäten besitzen, die eine Nutzung von Hilfsmitteln eigentlich nahelegen würde? Warum sind Ausweise in der Wallet nicht erwünscht, Identitätsdaten auf dem Smartphone werden hingegen unterstützt? Wie gut ist der Wissensstand über die Möglichkeiten der Identitätsverwaltung? Sind die Vorbehalte in fehlendem Bewusstsein und Wissen für die technische Lösungen begründet?
Das Schaufensterprogramm „Sichere Digitale Identitäten“ und die Begleitforschung werden diese Fragen in die weitere Forschung einbeziehen. In den mehr als 100 Anwendungsmöglichkeiten sicherer digitaler Identität in den Schaufensterprojektewerden werden die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, verschiedene Lösungen selbst zu testen, Erfahrungen zu machen und Feedback zu geben, damit im Ergebnis gut funktionierende und breit akzeptierte Lösungen für sichere und selbstbestimmte digitale Identitäten zur Verfügung stehen.